„Das mit Abstand schönste Turnier“
+++ Rand-Geschichten aus 18 Jahren German Junior in Bottrop +++ 18 Jahre German Junior in Bottrop: Seit 1991 jedes Jahr ein Turnier mit sportlichen Höchstleistungen. Aber auch mit vielen Geschichten. Geschichten am Rande: witzig, dramatisch, zum Kopf schütteln schön. Für die ausrichtende Bottroper Badminton-Gemeinschaft (BBG) ist die (Badminton-) Familie Fischedick von Anfang an dabei. Vorsitzender Michael Fischedick, seine Mutter und Geschäftsführerin Marlies sowie Vater und Kassenwart Hans organisieren die German Junior Jahr für Jahr – und haben viel erlebt. Bevor die internationale Deutsche Jugend-Meisterschaft beginnen kann, müssen alle Nationen einquartiert sein. Das stellte sich bei der Premiere 1991 als kompliziert heraus. Um 23 Uhr kam das indonesische Team in einem Gladbecker Hotel an. „Früher gut bürgerlich, stellte sich die Unterkunft beim einchecken als Stundenhotel dar“, berichtet Marlies Fischedick. Mitten in der Nacht mussten 15 Zimmer gesucht werden, was zum Großteil auch gelang. Sechs Spieler fanden bei Familie Fischedick Unterschlupf. Die Polen hatten eine ungemütlichere Übernachtung. Mitten in der Nacht ohne Absprache angekommen, schliefen sie zusammengekuschelt vor dem Hausmeister-Eingang an der Dieter-Renz-Halle und versteckten sich gekonnt vor der vorbeifahrenden Polizeistreife. Auch immer ein gern gesehener Gast: Die Koreaner. Mit ein paar Spielern und dem Coach an Bord fielen dem Shuttle Bus-Fahrer auf halbem Weg zur Unterkunft einige koreanische Teammitglieder auf, die zu Fuß unterwegs waren. Um die Spieler ebenfalls mitzunehmen, wollte der Fahrer anhalten. Dies verweigerte ihm zu seiner Verwunderung aber der mitfahrende Trainer. Erst zu Ende des Turniers bekam er von einem koreanischen Betreuer des Rätsels Lösung: Der Coach hatte immer nur die Gewinner mitfahren lassen. Wer verloren hatte, durfte den Heimweg zu Fuß antreten! Heute geht es da schon lockerer zu. Auch untereinander haben die Nationen ihre Scheu abgelegt. „Früher haben die Länder nicht zusammen trainiert“, erzählt Michael Fischedick. „Heute werden sogar Trainingsspielchen abgehalten. Gott sei Dank hat sich das geändert.“ Geändert hat sich dagegen nicht das internationale Flair der Yonex German Junior. Das erfuhr BBG-Jugendwart Jörg Mikolajewski vor zwei Jahren von einem schottischen Nachwuchsspieler. „Spieler anderer Nationen hatten ihm erzählt, er müsse unbedingt nach Bottrop kommen, denn das wäre das mit Abstand schönste Turnier mit dem meisten Flair“, berichtet Mikolajewski stolz. Wahrscheinlich liegt es am freundlichen Service der Verantwortlichen, der die German Junior für alle Teilnehmer zu einer Attraktion macht. Auch als vor einigen Jahren die Koreaner mit zwei elektronischen Woks an einer Steckdose die Sicherungen der Renz-Halle rausspringen ließen und die Hallenbeleuchtung komplett lahm legten, geriet niemand in Panik. 1992 suchte eine indonesische Betreuerin händeringend nach einer neuen Wasserpumpe für ihren VW-Käfer – und bekam sie auch. Zahlreiche Autohäuser wurden befragt, bevor kurz vor der Abreise die Wasserpumpe an die überglückliche Indonesierin übergeben werden konnte. Sportlich bleibt vor allem einer in Erinnerung: Peter Gade. Der dänische Weltklassespieler und spätere Weltranglisten-Erste nahm 1993 zum ersten Mal teil und gewann das Turnier. Als erfolgreichster Spieler erhielt er von einem Bottroper Elektronik-Geschäft einen Fernseher. Leider hatte niemand daran gedacht, wie der in den Flieger passen sollte... Mia Audina aus den Niederlanden siegte in Bottrop mit nur 14 Jahren. Eine Wahnsinns-Leistung der späteren Olympia-Zweiten. Die Startberechtigung wies ihr Alter dagegen auf 17 Jahre aus. Der Schwindel flog erst drei Jahre später auf. Auch die deutschen Top-Stars trumpften in der Jugend bei der German Junior groß auf. Der mehrfache deutsche Meister Oliver Pongratz spielte im Halbfinale gegen einen indonesischen Youngster so toll auf, dass er von den indonesischen Teamkameraden des Gegners lautstark mit „Olli, Olli“-Rufen an